Begeistert war Tom Lohrbächer zunächst nicht, als ihm sein jüngster Bruder Tizian vor zwei Jahren seinen Berufswunsch eröffnete: Notfallsanitäter. „Das ist doch mein Ding“, war Toms erster Gedanke. Seit über zehn Jahren arbeitet er schon im Rettungsdienst: Nach seinem freiwilligen sozialen Jahr hat er die Ausbildung zum Notfallsanitäter absolviert. Seit zwei Jahren arbeitet der 30-Jährige bei den Maltesern, inzwischen als stellvertretender Wachleiter in Fürth im Odenwald. Und anscheinend hat er immer wieder sehr begeistert von seiner Arbeit erzählt.
„Ich wusste schon lange, dass ich auch etwas machen möchte, bei dem ich Menschen helfen kann“, sagt der 19-Jährige Tizian. Nach einem Praktikum in einem Krankenhaus war ihm klar: „Der Rettungsdienst hört sich spannender und vielseitiger an.“ Und so hat er sich um einen Ausbildungsplatz beworben. „Wenigstens konnte ich ihn beeinflussen, sich bei der richtigen Organisation zu bewerben“, sagt der große Bruder mit einem Augenzwinkern. Seit September 2021 sind die Geschwister nun Kollegen. „Wir verstehen uns auch beruflich sehr gut“, berichtet Tizian.
Unbeschreibliche Gefühle
So gut, dass sich beide gefreut haben, als vor einem Jahr der auch mittlere Bruder Tamino den Weg in den Rettungsdienst gefunden hat: „Ich habe zwei Tage bei den Maltesern Probe gearbeitet und war total geflasht“, berichtet der 21-jährige, der zuvor eine Schreinerlehre abgeschlossen hat. Auch nach einem Jahr Ausbildung ist er immer noch Feuer und Flamme: „Das Gefühl, einem Menschen das Leben zu retten ist unbeschreiblich.“ Diese Momente machen für die drei Brüder den Reiz ihres Berufs aus. „Natürlich haben wir es nicht rund um die Uhr mit Polytraumata oder Reanimationen zu tun“, sagt Tom. Das hat er auch seinen Brüdern vor ihrem Ausbildungsstart deutlich gemacht.
Und wie ist es nun, wenn die Lohrbächers zusammen im Einsatz sind? „Wir verstehen uns ohne große Worte. Jeder weiß, wie der andere tickt“, sind sich Tamino und Tizian einig. Das helfe auch im Nachgang zu belastenden Einsätzen. „Wir können über alles sprechen.“ Die Rollen sind bei der Arbeit klar: „Tom war schon immer der, zu dem wir aufgeschaut haben“, meint Tamino. Deshalb wollte er seine erste Schicht als zweiter Mann auf dem Rettungswagen auch mit Tom absolvieren. Es waren ruhige 24 Stunden, aber trotzdem etwas Besonderes. Es blieb sogar Zeit fürs gemeinsame Kochen.
Tick, Trick und Track
Auf der Wache haben sich die Kollegen schon daran gewöhnt, dass meist mehr als ein Lohrbächer da ist. Und natürlich haben sie sich auch Spitznamen einfallen lassen: „Tick, Trick und Track hören wir nicht ganz so gerne“, geben Tom, Tamino und Tizian lachend zu. Ansonsten genießen sie die lockere und familiäre Atmosphäre im Wachverbund Fürth/Gadernheim.
Apropos Familie: „Unsere Mutter war schon mal kurz am Limit, weil die Arbeit oft Gesprächsthema ist“, sagt Tamino. Denn auch der vierte Bruder Tim arbeitet im Rettungsdienst in Bayern. Es gibt zum Glück noch andere Gespräche: Über den Club, in denen Tamino als Barkeeper Drinks mixt, Toms Kinder oder American Football. Rivalitäten zwischen den Geschwistern sind eher selten. Natürlich wollen Tamino und Tizian ihre Ausbildung ebenso erfolgreich abschließen wie ihr großer Bruder. „Er hat die Latte leider ziemlich hoch gehängt“, scherzen die beiden. In eineinhalb bzw. zwei Jahren sind Tizian und Tamino dann auch fertig ausgebildete Notfallsanitäter. Ans Teilen des Traumberufs haben sich die Geschwister schon jetzt gewöhnt.