Ein Navi braucht Josef Gondolf nicht. Ob im Notfallkrankenwagen in der Frankfurter City oder früher beim Malteser Rückholdienst in ganz Europa – er hat den Weg bisher immer ohne gefunden. Seit 25 Jahren ist der gebürtige Wetterauer hauptamtlich für die Malteser aktiv. Ehrenamtlich noch länger. In dieser Zeit hat sich viel verändert.
Arbeit liegt ihm im Blut
„Früher reichte ein einfacher Erste-Hilfe-Kurs aus, um als Beifahrer im Rettungsdienst mitzuarbeiten“, erzählt der 57-Jährige. So ist er selbst 1987 zu den Maltesern gekommen. Den Erste-Hilfe-Kurs brauchte er eigentlich für den LKW-Führerschein bei der Freiwilligen Feuerwehr in Rosbach. Im Kurs hat sich Gondolf dann recht gut gemacht, so dass der Kursleiter fragte, ob er nicht Lust auf die Mitarbeit im Rettungsdienst hätte. „Irgendwie lag mir die Arbeit im Blut. Vielleicht, weil meine Mutter Gemeindekrankenschwester war“, berichtet Gondolf.
Von da an kam der gelernte Bäcker- und Konditormeister nicht mehr von den Maltesern los. Sie wurden zu seiner zweiten Familie. Nachdem sich seine Pläne, eine Bäckerei zu übernehmen, zerschlagen hatten, setzte er alles auf eine Karte: „Ich habe den Kurs zum Rettungssanitäter gemacht.“ Auf eigene Rechnung. 4500 Mark haben seine Eltern damals dafür aufgebracht. „Beim heutigen Fachkräftemangel ist das kaum noch vorstellbar.“ Nach zwei Jahren als Aushilfe auf der Wache in Butzbach und im Rückholdienst, bekam er 1998 eine Festanstellung im bodengebundenen Rückholdienst. Am Wochenende fuhr er meist noch im Rettungsdienst in Altenstadt.
Abenteuer im Rückholdienst
Nizza, Marseille, St. Moritz, Istanbul, Thessaloniki, Lissabon – von überall holte Josef Gondolf verletzte oder kranke Menschen ab und brachte sie sicher nach Deutschland zurück. Manches Abenteuer hat er dabei erlebt. Zum Beispiel als er bei einer Fahrzeugüberführung für einen Patienten in Griechenland strandete. „Bei dem alten Ford Taunus funktionierte noch nicht einmal mehr die Handbremse.“
Kaputte oder ungepflegte Autos mag Josef Gondolf gar nicht. „Ich hege jedes Fahrzeug als wäre es mein eigenes“, sagt er. Kein Wunder, dass er seit 2004 auch Fahrzeugwart ist. Mit der Einstellung des Rückholdienstes hat er sich neue Schaffensfelder gesucht. Unter anderem hat er den Hausnotruf für die Malteser in Frankfurt mit aufgebaut. Zeit für eine eigene Familie blieb da nicht. Was aber immer blieb: Die Leidenschaft für den Rettungsdienst. Seit 2012 ist er ein echter Großstadtretter. Er startete auf der damaligen Container-Wache in Frankfurt-Oberrad. Der Wechsel vom Land in die Großstadt sei ihm nicht schwer gefallen. Vor allem dank der vielen erfahrenen Kollegen an seiner Seite. Er qualifizierte sich zum Rettungssanitäter Plus weiter. Eine Besonderheit in Frankfurt. Rettungssanitäter Plus führen die Einsätze auf den Notfall-Krankenwagen (N-KTW).
Echter Kümmerer
Seit 2018 ist Josef Gondolf aus der Rettungswache 2b in der Frankfurter Schmidtwache nicht mehr wegzudenken. Seit zweieinhalb Jahren ist er dort Teamleiter, kümmert sich um Fahrzeuge, Material aber vor allem um die Menschen. „Wachen-Papa“ oder „gute Seele“ – hört man von den vielen jungen Leuten, die in seinem Team arbeiten. Er sei immer da. Egal, ob ein Fahrzeug streikt oder ein Einsatz besonders belastend war.
„Die Zahl der Einsätze hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen und damit auch die schwierigen“, sagt Gondolf. In manchen Stadtgebieten sei Polizeischutz keine Seltenheit. Auch die minderdringlichen Einsätze hätten zugenommen. Trotzdem sitzt Josef Gondolf noch regelmäßig auf dem Notfallkrankenwagen. Warum? „Weil es immer noch Spaß macht, Menschen zu helfen.“ (apr)